Ich wende mich heute mit einem mir besonders wichtigen Thema an euch und grade weil es manchen unangenehm ist, finde ich es wichtig, es anzusprechen.
Nachdem ich ein längeres Gespräch unter anderem mit einem Mitarbeiter von Checkpoint Bern hatte, wurde mir bewusst, dass das Thema STI (Sexuell übertragbare Infektionen) immer noch ein Tabuthema ist. Während es für mich, als polyamor lebende Person, die in der Sexarbeit tätig ist und die demnach mit verschiedenen Menschen regelmäßig Kontakt hat, völlig selbstverständlich ist, dass ich mich regelmäßig auf alle gängigen Erkrankungen testen lasse (einmal, manchmal auch zweimal im Jahr, und immer nach Risikobegegnungen), höre ich von anderen immer mal wieder, dass sie sich da gar nicht so viele Gedanken machen.
Verantwortung und Bewusstsein
Was mich tatsächlich beunruhigt ist, wenn meine Gäste und Spielpartner*innen sich da wenig mit auseinandersetzen. Und erst recht solche, die meine Berührbarkeit genießen, gern auch mal NS-Spiele erleben möchten oder öfters auch mal bei Gruppenspielen mit verschiedenen Männern und Frauen oder evtl auch auf kinky Parties zugange sind. Ich würde mir wünschen, dass es hier zu etwas mehr Bewussstsein kommt und ihr diesen Beitrag als Motivation nehmt, euch einmal durchchecken zu lassen, falls ihr das nicht eh regelmäßig tut. Schaden kann es nie und am Ende zeigt ihr damit, dass ihr euch selbst und andere schützen wollt.
Blutspenden reicht nicht aus
Eine oft gehörte Ausrede ist: „Ich gehe regelmäßig Blutspenden.“ Das reicht jedoch nicht aus, auch wenn Blutspenden auf gewisse Krankheiten (wie HIV und Hepatitis) getestet wird. Nicht alle Bakterien oder Erreger, die Geschlechtskrankheiten oder Entzündungen auslösen können, werden dabei geprüft.
Info aus persönlichem Anlass – Hepatitis Imfpung
Bei meinem letzten Bluttest kam heraus, dass mein Hepatitis Impfschutz nicht mehr ausreichend ist. Eine Sache, die mir tatschlich gar nicht bewusst war, da ich dachte, dass der Impfschutz lebenslänglich hält. Aber es kann vorkommen, dass selbst nach mehreren Imfpungen nicht genug Antikörper vorhanden sind.
Dies lässt sich einfach überprüfen und Hepatitis A/B Impfungen kann man bei Checkpoint, dem Hausarzt oder in einer Apotheke auffrischen.
„Affenpocken“
Auch über Mpox („Affenpocken“) habe ich mich informiert und möchte das daher kurz hier erwähnen. Momentan wird eine Impfung am ehesten Männern empfohlen, die Sex / engen Körperkontakt mit Männern haben. Allerdings halte ich es für wichtig, dass sich alle, die regelmäßig wechselnde Kontakte haben, darüber Gedanken machen, ob eine Impfung für sie sinnvoll wäre. Informiere dich bei Checkpoint oder deinem Gesundheitsamt, falls du glaubst, dass das für dich relevant sein könnte.
Männer und STI: Symptome oft unbemerkt
Es ist besonders wichtig, dass vor allem Männer bzw. Menschen mit Penis ein Bewusstsein für STI entwickeln. Denn oft zeigen sie keine Symptome bei einer Ansteckung und können unbemerkt andere infizieren. Ein Beispiel: Wenn du dich beim Lecken, Blasen oder NS-Spielen mit Chlamydien ansteckst, befinden sich die Bakterien in deinem Mund- und Rachenraum, und du spürst vermutlich nichts. Die Infektion kann unbemerkt wieder abklingen, aber beim nächsten Kontakt mit einer Frau (z. B. Facesitting, Sex ohne Kondom, Schleimhautkontakt, Schmierinfektionen über Toys oder Finger) könntest du sie anstecken. Eine Infektion kann teilweise jahrelang unbemerkt in deinem Körper sein. Dabei sind sowohl Test als auch Behandlung sehr einfach und effektiv. Bei den gängigen Erregern reicht eine kurzfristige Antibiotika Einnahme aus, um die Erreger zu bekämpfen. Dann geht auch keine Ansteckungsgefahr mehr von jmd aus.
Männer bemerken oft auch keine HPV-Infektion oder andere Erkrankungen. Frauen hingegen entwickeln häufiger Symptome wie Unterleibsschmerzen, Blasenentzündungen, Ausfluss oder in schwerwiegenden Fällen Unfruchtbarkeit. Manche Infektionen können sogar zu Krebserkrankungen führen – sowohl bei Frauen als auch bei Männern (z. B. Krebs im Rachenraum oder Gebärmutterhalskrebs). Bei schwangeren Frauen besteht zudem das Risiko, dass das Kind infiziert wird, was zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann.
Informiere dich HIER oder HIER über HPV Impfungen, die auch für Männer sinnvoll sind. Falls du Kinder hast, prüfe, ob eine Impfung für sie in Frage kommt. Die Impfung wirkt am besten, bevor sexueller Kontakt stattgefunden hat.
Tests und Vorsorge: Einfach und wichtig
Regelmäßige Tests sind eine einfache Möglichkeit, dich selbst und andere zu schützen. In jeder Stadt gibt es Gesundheitszentren, die STI-Tests anbieten, und auch Hausärzte führen solche Tests durch. Es gibt zudem viele anonyme Testmöglichkeiten und die Option, Test-Kits online zu bestellen. Für manche Menschen sind Tests kostenlos oder vergünstigt erhältlich. Außerdem gibt es auch Walk-In Stationen, bei denen du ohne Termin vorbeischauen kannst. Bitte schau, welche Variante für dich am geeigntesten ist oder sprich mich bei unserer nächsten Session an, wenn du konkrete Fragen hast oder Hilfe benötigst!
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Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit und für das Lesen dieses Info-Beitrags und freue mich, wenn ich dich überzeugen konnte, dich mit dem Thema Gesundheit und STI auseinander zu setzen und dich testen zu lassen!
Meine Stammgäste dürfen mir gern mitteilen, wenn sie einen aktuellen Test gemacht haben, dann steht unseren nächsten wilden Sessions auch nichts mehr im Weg 😉
Eine letzte Bitte:
Falls ihr euch unwohl fühlt, Fieber habt, Hautveränderungen, Ausschlag an euch bemerkt oder seltsamen Ausfluss, Entzündungen oder andere potentiell ansteckenden Infektionen habt, verzichtet bitte darauf, zu einer Session oder einem Date zu kommen! Oder teilt es mir oder der jeweiligen Person mit, damit sie ihr Risiko selbst abschätzen kann.
Und Scham ist hier fehl am Platz! Sprecht mit euren Ärzt*innen und auch mit euren Partnerpersonen offen darüber, Gesundheit ist nichts, wo einem Scham und Ängste unnötig im Weg stehen sollten.
Danke ihr Lieben und bleibt alle schön gesund und fit!
Bis bald <3
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