Vor allem Neulinge oder Außenstehende sind manchmal ganz erstaunt, dass es doch (sowohl für die Community im Ganzen, als auch für mich individuell als Einzelne) sehr deutliche Regeln im BDSM-Kontext gibt, die transparent und klar definiert und kommuniziert werden. Oft muss ich mit Vorurteilen aufräumen. Natürlich gibt es nicht „den richtigen SM“, aber das ein oder andere halte ich dennoch für wichtig zu erwähnen, um sich zumindest grob und v. a. als Anfänger_in an bestimmten Prinzipien orientieren zu können.
Vielleicht interessiert das ein oder andere ja auch manche der Lesenden hier.
Nun also:
Ein paar Erklärungen und meine Gedanken u. a. zum Thema „Sicherheit“, speziell im Bereich BDSM.
Gleich vorweg: Alles, was ich in meinem Blog von mir gebe, spiegelt, wenn nicht anders deutlich gekennzeichnet, lediglich MEINE persönliche Meinung, meine Philosophie und meine Vorstellungen wider.
Ich persönlich lasse meine ganz private Einstellung zum Thema Sexualität, BDSM, Kink in meine Arbeit als professionelle Bizarrlady einfließen und lege Wert darauf, dass meine SpielpartnerInnen, egal ob im Studiokontext, privat oder sonstwo, damit weitestgehend kompatibel sind.
Definition:
BDSM (ja, fangen wir bei den Basics an… schadet nicht)
ist ein Akronym und die Buchstaben stehen für
B & D Bondage & Disziplin
D & S Dominanz & Submission
S & M Sadismus & Masochismus
Allein hier wird deutlich, dass BDSM verschiedene Aspekte zusammenfasst, die sich individuell überschneiden, aber auch getrennt voneinander existieren können und in ihrer Ausprägung, Intensität und Art der konkreten Umsetzung von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausfallen können.
Ich unterscheide bei der Rollenverteilung unter:
Dominant (führend, bestimmend) / Devot (submissiv, ergeben, unterwürfig, dienend)
Sadistisch / Masochistisch (Lustgewinn durch Schmerz zufügen / empfangen, Stichwort „Lustschmerz“, bitte nicht verwechseln mit dem Begriff Sadismus im pathologischen Sinne. Einvernehmlicher SM und rücksichtslos angewandte GEWALT sind nicht das Gleiche!!!)
Aktiv / Passiv (Gebend / Empfangend)
Beispiele zur Verdeutlichung befinden sich in meinen FAQs.
Wie bereits erwähnt, dies sind nur Beispiele, um die Vielfältigkeit zu demonstrieren, Sexualität hat unzählige Facetten und umso wichtiger ist es, dass im Vornherein eine ordentliche ehrliche Kommunikation stattfindet, Bedürfnisse ausgesprochen werden und das eigene Verhalten reflektiert betrachtet wird.
Wir haben eine Verantwortung für unser Gegenüber, vor allem, wenn wir uns selbst in einer aktiven/dominanten Rolle befinden. Und meiner Meinung nach noch ein bisschen mehr, wenn man sich in einem professionellen gewerblichen Kontext bewegt.
Inwieweit man gemeinsam Grenzen ausloten und ggf. auch ausdehnen kann / darf wird klar kommuniziert und es bedarf jeder Menge Vertrauen, Empathie und Feingefühl und REDEN, REDEN, REDEN, um eine gesunde Basis für grenzüberschreitende Spiele zu schaffen.
Ich spreche bewusst von GRENZEN, auf TABUS gehe ich später ein.
AFTER CARE
In einer Session kann viel passieren, von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt, alles schon erlebt.
Es kommen Gefühle auf, man erlebt Unerwartetes, der Körper reagiert anders, als bisher gewohnt oder man fällt plötzlich in ein tiefes Loch. Man schämt sich vielleicht, ist erstaunt über sich selbst oder vielleicht auch erschrocken.
Ich gehe mit einer Person bewusst in eine Session hinein und ich gehe auch wieder bewusst aus der Session raus. Bewusst, achtsam, präsent.
Im privaten Kontext kann man natürlich noch individueller und zeitlich weniger eingeschränkt auf sein Gegenüber eingehen als im Studiokontext, aber für mich persönlich gehört ein „Ankommen“ und von mir „zurückgeholt werden“ zur Session dazu, auch wenn der zeitliche Rahmen nicht unbedingt das hergibt, was privat möglich ist.
Kurz liegen bleiben, wieder ankommen, einen Schluck trinken und sich ggf. nochmal aussprechen oder reflektieren kalkuliere ich in einer Session so gut es geht mit ein. Manchmal kommen die relevanten Gedanken auch erst im Nachhinein auf. Gern kann man mir in dem Fall eine Email schreiben, um mir ein Feedback zu geben oder mir einfach mitzuteilen, wie man etwas empfunden hat und worauf man in einer folgenden Session aufbauen möchte.
TABUS im Gegensatz zu Grenzen
Ich bin persönlich der Meinung, dass das Wort „Tabu“ oft inflationär benutzt wird.
Aber der Einfachheit wegen erwarte ich bei einer Sessionanfrage natürlich die grobe Beschreibung von Vorlieben und Tabus, damit ich etwas habe, woran ich mich orientieren kann.
Interessant finde ich jedoch immer wieder, wie schnell ein vermeintliches „Tabu“ innerhalb kurzer Zeit aufgelöst werden kann.
Beispiel:
Person schreibt, dass „anale Spiele“ ein Tabu darstellen.
Ich nehme das erstmal zur Kenntnis und im Rahmen der Session frage ich, wie es denn mit einer sanften Prostatamassage aussieht.
Person bekommt große Augen und sagt „ja klar, mit Tabu meinte ich eher sowas wie Strapon und große Plugs, aber einer Prostatamassage bin ich nicht abgeneigt und vielleicht können wir mal ein Vibroei austesten.“
Also, wir halten fest: Anal ist kein Tabu. Es kommt auf den konkreten Kontext an.
Anderes Beispiel:
Person berichtet mir von einer extremen Nadelphobie. Nadeln sind demnach Tabu.
Nach 3 oder 4 Sessions kommt das Thema nochmal auf. Die Person ist mittlerweile neugierig, irgendwie reizt es sie, sich Ängsten zu stellen und ich merke, wie aus einem vorerst großen „Tabu“ einem „Hard Limit“, ein „Soft Limit“ und dann ein „naja, ich vertraue ihr und iregdnwie würde es mich ja doch kicken, jetzt will ich es endlich mal austesten…“ wird.
Nach 4 Sessions setze ich der Person das erste mal 3 Nadeln. Oberflächlich an der Brust. Seitdem bauen wir Nadeln oder das Nadelrad immer mal wieder in Sessions ein und experimentieren mit Körperstellen. Nadeln sind kein Tabu mehr.
Was mich daran kickt? Dieses unfassbare Vertrauen, das mir entgegengebracht wird und der Stolz und die Freude meines Gegenübers, sich seinen Ängsten gestellt zu haben. Und das Wissen, dass die nächsten Arztbesuche nach dieser Konfrontationstherapie ab sofort kein Problem mehr darstellen.
Was lernen wir daraus:
Kommunikation hilft.
Tabus/Hard Limits sollten natürlich niemals ohne vorherige Absprache angetastet werden und prinzipiell erstmal respektiert werden. Aber meiner Meinung nach darf darüber gesprochen werden und sie können manchmal etwas differenzierter formuliert werden.
Es ist ein Unterschied, ob Stromspiele zum Beispiel aufgrund eines Herzfehlers wirklich indiskutabel tabu sind, oder ob aufgrund von Hemmungen, Ängsten oder auch manchmal Unwissenheit gewisse Praktiken erstmal abgelehnt werden, bis man bereit dafür ist.
CODEWORT
Das Nutzen eines Codeworts im Sinne von „sofortigem Abbruch“ ist in der BDSM-Szene umstritten.
Manche sind der Meinung, es sei absolute Pflicht, während andere befürchten, dass mit einem Codewort die Grenzen des Subs vielleicht sogar noch eher überschritten werden, weil sich zum Beispiel nicht getraut wird, es auszusprechen oder weil Sub so im Adrenalinhöhenflug ist und gar nicht rechtzeitig merkt, dass der nächste Rohrstockschlag vielleicht einer zu viel sein wird.
Ich persönlich sehe MICH in erster Linie auch in der Verantwortung, in solchen Fällen das Risiko selbst abzuschätzen, statt mich nur auf das Rufen eines Codeworts zu verlassen. Ich möchte bei meinem Gegenüber eine bestimmte Wirkung erzeugen und beobachte genau.
Ich taste mich gern vorsichtig voran und nutze ggf. ein Zahlensystem (Steigerung 1 bis 10 z. B.) oder ein Ampelsystem (grün, gelb, rot), um die Intensität der jeweiligen Praktik zu überprüfen und dann gemeinsam mit meinem Gegenüber herauszufinden, wie weit wir gehen können oder wollen.
Ein „rot“ oder „10“ führen dann nicht zum sofortigen Abbruch der Session oder der jeweiligen Praktik, so wie es bei einem Codewort oftmals der Fall ist, sondern zu einer Abschwächung der Intensität oder einer Pause, wenn nötig. Natürlich darf man auch jederzeit klassisch um „Gnade“ bitten, z. B. bei einer Rohrstocksession. Wobei ich auch das eher als Hinweis oder eben als Bitte sehe, Gnade walten zu lassen und nicht als absoluten Sessionabbruch interpretiere.
Bei gesundheitlichen Notfällen / Beschwerden erwarte ich sofortiges Mitteilen in Form von einer kurzen prägnanten Aussage („Kreislauf!“, „rechter Arm!“, „Schwindel!“), damit ich dementsprechend reagieren kann und weiß, worum es geht. Auch hier würde mir ein willkürliches Codewort a la „Kartoffelsalat“ nichts bringen.
Aus eben genannten Gründen verzichte ich in professionellen Sessions auf die Verwendung eines einzigen klassischen Codeworts, außer wir sehen beide einen Grund darin, dieses zu vereinbaren.
Ich appelliere an das Verantwortungsbewusstsein beider Seiten und bevorzuge es, auch innerhalb der Session in Kommunikation zu bleiben, verbal oder non-verbal und auf gegenseitige Reaktionen zu achten, um eine gute Balance z.B. von Lust und Schmerz aufrecht zu erhalten.
Für den Fall, dass mein Gegenüber sich aufgrund einer Fesselung oder Knebelung nicht bemerkbar machen kann, habe ich bestimmte Signale, die ich im Vornherein vereinbare. Das kann zum Beispiel das Öffnen und Schließen einer Faust oder das Schütteln mit dem Kopf sein o. ä.
Ich möchte hier nochmal ganz deutlich darauf hinweisen, dass ALLE Beteiligten an einer Session zu JEDERZEIT berechtigt ist, Unwohlsein zu äußern, die Session zu unterbrechen oder gar zu beenden. Auch mir als aktiver Part kann etwas plötzlich zu viel werden, auch ich kann getriggert werden oder mal überfordert sein. Es ist zwar in den letzten Jahren wirklich nur sehr selten vorgekommen, aber auch ich habe es schon erlebt, dass ich eine bestimmte Praktik plötzlich nicht weiter umsetzen konnte, weil es z. B. in dem Moment körperlich zu anstrengend für mich wurde. Professionelle SexarbeiterInnen sind auch nur Menschen mit eigenen Bedürfnissen und Grenzen, die es zu beachten gilt.
Bitte vergesst das nicht.
SSC / RACK
Wie eben erwähnt, ist sich die Community nicht immer einig, was Sicherheitsvorkehrungen innerhalb von Sessions angeht. Letzten Endes muss das jede Person für sich entscheiden und ist oftmals auch abhängig von bestimmten Faktoren und vor allem auch dem Erfahrungsgrad der Beteiligten.
Für mich als professionelle Bizarrlady ist erstmal wichtig, dass MEINE eigenen Tabus und Grenzen innerhalb einer Session gewahrt werden und ich keine Praktiken umsetze, in denen ich mich nicht sicher oder kompetent genug fühle oder die ich nicht mit meinem Gewissen oder meiner Vorstellung von BDSM vereinbaren kann.
Je besser ich mein Gegenüber kenne, desto einfacher wird es, auf gegenseitige Bedürfnisse einzugehen und Reaktionen besser einzuschätzen.
Die BDSM-Szene spaltet sich im Groben in zwei Lager, die zwei verschiedene Modelle verfechten:
SSC (Safe, Sane, Consensual, also: sicher, vernünftig, einvernehmlich)
RACK Risk-aware consensual kink (Bewusstsein über bestehende Risiken und deren Abwägung, einvernehmlich)
(es gibt u. a. die nochmal fortgeschrittenere Variante PRICK – Personal responsibility, informed consensual kink, auf die ich hier jedoch nicht eingehe, da ich diese Konzepte wirklich nur absolut erfahrenen, selbstreflektierten und informierten Menschen empfehle, die mit ebensolchen BDSM-PartnerInnen agieren und somit ein gemeinsames Level an Erfahrung, Hintergrundwissen und Eigenverantwortlichkeit vorhanden ist.)
Ersteres, das Konzept SSC, wird von den meisten als moralisches Grundprinzip anerkannt.
Es ist meiner Meinung nach jedoch wichtig, dass jede Komponente einzeln betrachtet wird und dass z. B. die Auffassung von „sicher“ zwischen verschiedenen Personen variieren kann. Es ist sehr schwer, einem objektiven Verständnis von „Sicherheit“ gerecht zu werden.
Eine Praktik, die für den einen SSC ist, kann von einer anderen Person als eher unsicher aufgefasst werden, weswegen sie diese ablehnt, da sie für sie eben nicht jede Komponente von SSC erfüllt.
Ich empfinde SSC zur moralischen Orientierung gerade für sehr Unerfahrene als sinnvoll, möchte aber aufgrund eigener Erfahrungen und meinem Grundverständnis von BDSM noch auf das Alternativmodell RACK hinweisen.
Ich persönlich habe im Laufe meines Lebens schon Praktiken umgesetzt, die bestimmt nicht „sicher“ waren und Außenstehende würden mir vermutlich auch einen Mangel an Vernunft vorwerfen, aber mein Gegenüber und ich wollten das Risiko nach genauer Abschätzung und dementsprechender Vorbereitung in Kauf nehmen.
Das Prinzip RACK setzt auf einvernehmliches risikobewusstes Ausleben von BDSM-Praktiken mit dem Hintergrundgedanken, dass Risiken immer individuell und kontextabhängig vor der Session abgeschätzt werden sollten und es objektive Sicherheit bei potentiell gefährlichen Praktiken nicht wirklich gibt.
Zu unerwünschten Effekten, Unfällen oder Verletzungen kann es IMMER kommen, auch wenn man vermeintlich „sicher“ gearbeitet hat.
Um BDSM ganz klar von Gewalt abzugrenzen ist jedoch bei allen Verhaltensmodellen die Einvernehmlichkeit zwischen den Beteiligten unverzichtbar.
Vor allem in meinem privaten BDSM-Leben agiere ich mit Menschen, die auf mindestens meinem Level sind, was Erfahrung, Hintergrundwissen und Mindset angeht. Das ist im professionellen Kontext selten bis nie der Fall, weswegen ich dort u. a. andere Kinks auslebe und auch anders mit meinem Gegenüber umgehe(n muss), um meiner Vorstellung der Rolle als professioneller Lady gerecht zu werden.
METAKONSENS („consensual non-consent“, einvernehmliche Nichteinvernehmlichkeit)
Schwieriges, aber wichtiges Thema. Als professionelle Sexarbeiterin lehne ich den Metakonsens ab, ich betrachte Blackmailing, Praktiken unter realem „Zwang“, extrem authentische R*peg*mes oder Total Power Exchange skeptisch und ab einem gewissen Ausmaß sind diese Dinge für mich eher abschreckend.
Aber hier und da gibt es dennoch Aspekte, die man etwas differenzierter betrachten muss, bevor man sich eine Meinung bildet.
Ich spiele u. a. z. B. sehr gern mit Paaren und ich akzeptiere die Rollenverteilung innerhalb deren Beziehung (z. B. TPE), aber ich möchte mich gern auch selbst absichern und daher ist es für mich unumgänglich, zumindest ein „OK“ von dem Part zu hören, den ich dominiere, erniedrigen, schlagen… soll/darf.
Ich möchte prinzipiell immer die Bestätigung des jeweiligen submissiven Parts hören, bevor ich als Spielpartnerin hinzu komme oder ein Spiel beginne, aus dem es evtl. kein schnelles Entkommen gibt.
Auch wenn ich den Kick hinter einer gewissen „Nichteinvernehmlichkeit“ teilweise nachvollziehen kann. Es ist für manche spannend und erregend, sich komplett hinzugeben, keine Entscheidungen mehr treffen zu müssen und die Verantwortung abzugeben. Im Rahmen von gefestigten, langfristigen Beziehungen mag dies auch relativ gut umsetzbar sein. In zeitlich begrenzten Rahmen bin ich damit auch einverstanden.
Ich kann verstehen, welch befreiendes Gefühl es ist, einfach nicht mehr nachdenken zu müssen/wollen. Es widerspricht jedoch je nach Ausmaß meiner Vorstellung von Selbstbestimmtheit, Selbstachtsamkeit und Selbstverantwortung. Ich suche die Interaktion, das Geben und Nehmen. Ich möchte keine Abstürze riskieren. Ich möchte stützen, nicht tragen.
Ein „Mach mit mir, was du willst!“ kickt mich zwar im Rahmen von einzelnen zeitlich begrenzten Settings, ersetzt aber weder das Vorgespräch noch mein vorheriges Nachfragen, bevor ich bestimmte Praktiken umsetze. Es ersetzt kein Aufklärungsgespräch über gewisse Konsequenzen oder Risiken. Dominanz hin oder her, es ist letzten Endes DEIN Körper, DEINE Gesundheit, DEINE Psyche. Für all das WILL ich einfach gar nicht die komplette Verantwortung übernehmen. Missinterpretiere meine Achtsamkeit nicht als mangelnde Dominanz und unterschätze meinen ausgeprägten Sadismus nicht, nur weil ich nochmal auf Nummer sicher gehe, bevor ich mit dem Rohrstock blutige Striemen auf dir hinterlasse. Wenn du meine Willkür und sadistische Behandlung erleben möchtest, ist das absolut machbar, aber dein vorheriges Einverständnis benötige ich, allein schon, um mich selbst abzusichern.
Gerade bei „Tunnelspielen“, die aufgrund der Art des Spiels z. B. keinen vorzeitigen Abbruch möglich machen, ist das wichtig zu verstehen. Lass uns gemeinsam darüber reden, sei dir über all das bewusst. Lehne dich nicht zurück und verzichte aus Unsicherheit, mangelnder Selbstachtung oder purer Bequemlichkeit auf deine Eigenverantwortung.
SAFER SEX / HYGIENE
Leider sind einige sexuell übertragbare Krankheiten wieder auf dem Vormarsch, weswegen ich es hier kurz in Erinnerung rufen möchte.
Ich möchte jedoch ungern den Moralapostel spielen und ich bin auch kein Fan von einer gesetzlich vorgeschriebenen Kondompflicht oder Zwangsberatungen a la Pseudo-Prostituierten-Schutz-Gesetz.
Ich denke, mit ordentlicher Aufklärungsarbeit, Enttabuisierung und freiwilligen (kostenlosen) Beratungsangeboten wäre vielen deutlich mehr geholfen. Ich bin dafür, Rechte zu stärken, statt Pflichten aufzuerlegen.
Und ich appelliere auch hier an die nötige Eigenverantwortung. MEIN Körper, MEINE Entscheidung. DEIN Körper, DEINE Entscheidung.
Ob und inwieweit ich in einer Session berührbar bin und ob ich auf die Nutzung irgendwelcher Sicherheitsvorkehrungen bestehe, unterliegt ganz allein meiner Entscheidung.
Im Umkehrschluss akzeptiere ich aber natürlich auch, wenn jemand bestimmte Handlungen nur unter Anwendung eines Kondoms, dental condoms, Handschuhen oder mit Verzicht auf Spitting oder NS o.ä. umsetzen möchte.
Auch wenn jemand eigenes Equipment (z.B. Dilatoren oder Plugs) mitbringt und mich darum bittet, ausschließlich diese zu nutzen, ist das für mich absolut ok und begrüßenswert.
Anatomisches Hintergrundwissen, Kenntnisse über Ansteckungsgefahren, die gewissenhafte Desinfektion und richtige Nutzung von Toys und Equipment und das Waschen von Handtüchern und Reinigen der Bäder nach jedem Gast sind für mich selbstverständlich.
Genauso wie regelmäßige Gesundheitschecks.
Wer sich selbst informieren möchte oder sich einem Gesundheitscheck unterziehen möchte, kann beim nächstgelegenen Gesundheitsamt nachfragen.
Oftmals sind dort anonyme und kostenlose Beratungen und regelmäßig auch HIV-Tests möglich.
Ansonsten sind komplette Blutuntersuchungen auch beim Arzt möglich, die Kosten hierfür müssen jedoch in den meisten Fällen selbst getragen werden.
Übrigens: Hygiene ist in meinen Sessions allein schon deswegen ein Thema, weil in meinem privaten Umfeld ein großes STD-Bewusstsein herrscht und ich mich und meine Liebsten, meine PartnerInnen schützen möchte. Ich finde daher das Vorurteil, von mir als Sexarbeiterin ginge mehr Risiko aus, sehr stigmatisierend, respektlos und beschränkt.
COVER / ABSICHERUNG
Desöfteren erlebte ich folgende Situation (vor allem bei Hotelbesuchen)
XYZ: „Ist es nicht gefährlich, so für jemanden wie dich, ganz allein zu einem fremden Mann aufs Hotelzimmer zu kommen?“
(Besonders absurd wirkt diese Frage, wenn mein Gegenüber da bereits nackt oder gar gefesselt auf dem Bett liegt oder gerade einen Riesenplug im Arsch hat und ich mich dann tatsächlich frage, wie er darauf kommt, dass ICH mich gerade in einer schutzloseren Situation befinde als er.)
Ich: „Ist es nicht gefährlich, so für jemanden wie dich, von dem gerade niemand weiß, wo er ist und mit wem er sich trifft, sich von einer fremden Frau in einem Hotelzimmer fesseln zu lassen?“
Meist verstehen die Fragesteller sehr schnell, worauf ich hinaus will und sparen sich weitere Kommentare. Falls doch noch etwas kommt, können sie sich auf einen kleinen Vortrag zum Thema Rape Culture gefasst machen.
Im Ernst. ICH bin geoutet, es weiß grundsätzlich IMMER jemand, wo ich bin. Ich sichere mich selbst auf verschiedene Weisen ab.
Ich nutze in bestimmten Situationen ein Cover, sowohl bei privaten Dates als auch bei professionellen Sessions.
Ich lehne Sessions mit Personen, deren Diskretion ihnen z.B. wichtiger ist, als mein Sicherheitsbedürfnis, grundsätzlich ab.
Du kennst meinen Namen, meinen Internetauftritt, weißt wie ich aussehe etc. und möchtest mir nichtmal eine ordentliche Mail senden, mir eine Anzahlung schicken oder rufst mit unterdrückter Nummer an, um „keine Spuren“ zu hinterlassen? Bye bye!
Vertrauen und Sicherheit gilt für BEIDE SEITEN!
Ich empfehle grundsätzlich, sich eventueller Gefahren beim Aufeinandertreffen fremder Personen bewusst zu sein.
Dabei ist es egal, ob es um das spontane Tinder-Date oder einen Escort-Termin im Luxus-Hotel geht.
Sichert euch ab und zwar so, dass IHR euch wohl fühlt.
Informiert ein Cover, wählt den Treffpunkt dementsprechend aus, lasst euch zu nichts überreden, wovon ihr nicht überzeugt seid, verzichtet auf die Einnahme von Drogen, verlasst euch auf euer Bauchgefühl.
Der Beitrag wurde nun doch etwas längerer und beim Schreiben fielen mir noch soooo viele Sachen ein, auf die ich jetzt gar nicht eingehen konnte.
Vielleicht dann in einem der nächsten Beiträge.
Falls ihr konkrete Fragen oder Anregungen habt, schreibt mir eine Mail. Ich freue mich über Input, Ideen und konstruktive Kritik.
Liebe Grüße und viel Freude bei kinky Abenteuern!
Zuleika
Danke Euch sehr Prinzessin für diesen wunderbaren Blog Beitrag, es war sehr aufschlussreich und Informativ. Ich bin gespannt was Euch noch so eingefallen ist. Danke Euch wirklich mich in Eure Gedanken blicken zu lassen.