Direkt zum Beitrag von Assistentin Anna im Vice Magazin
„Ich würde mir gern mal den Alltag einer Domina anschauen, könnte ich dich dafür mal besuchen?“
Mal abgesehen davon, dass ich den Begriff der Domina für mich einfach nicht passend finde, überlege ich, was denn mein „Alltag“ eigentlich ist.
Website aktualisieren, Raumbelegungen und Termine koordinieren, mich über unterirdische Anfragen aufregen, Latex waschen, Equipment aufräumen, meinen Schrank sortieren, Koffer packen, Handtücher auffüllen, social media, Mails beantworten, Buchhaltung, Steuererklärung, mein Auto ein und ausräumen,…
Achja und natürlich Sessions vorbereiten und nachbereiten (putzen, putzen, putzeeeeen!)
„Was genau willst du dir da anschauen?“
„Vielleicht kann ich mal bei Sessions assistieren.“
Ich hab irgendwie das Gefühl, es könnte lustig mit ihr werden und sie ist einfach zuckersüß und ihr Auftreten und ihr Look gefallen mir. Wirkt etwas schüchtern, aber openminded und bereit, sich auf Neues einzulassen.
Also lade ich sie ein in meine Prinzessinnenwelt und da in meiner Welt alles einer gewissen Struktur folgt, jede_r einen von mir zugeschriebenen Platz hat, wird sie zur „Assistentin“ ernannt. Und scheinbar gefällt ihr das, zumindest gibt es keine Widerworte.
Ich quatsche lange mit ihr, spreche mit ihr über intersektionalen Feminismus, diskriminierende Prostitutionsgesetze und meine Vorstellung von alternativen Beziehungen und Lebenskonzepten. Von hierarchischer Polyamorie, Lifestyle-Kink und wie mein Beruf und mein Privatleben manchmal fließend ineinander übergehen. Ich erzähle ihr von Erfahrungen in meinem Job, positiven wie auch negativen, von Sexualbegleitung, Tantra-Kursen und Bondage-Workshops.
Dabei vergesse ich, dass der Ritter bereits unterwegs ist und ich eigentlich eine Session vorzubereiten hätte. Sorry, not sorry. Prinzessin hat sich verquatscht, kann passieren.
Aber naja… sie wollte meinen „Alltag“ erleben und keine vorgefertigte Show. Also das hat sie nun davon. Etwas Chaos, etwas Durcheinander und eine Prinzessin, die während dem Umziehen Croissant isst und anschließend, während sie den Kunden ins Bad begleitet, eine Menge Krümel vom Lederoberteil picken muss.
Als mein Ritter hinter mir her läuft grinst er frech und flüstert ein „Wir sollten sie hier behalten“ entgegen.
„Den Gedanken hatte ich auch schon“, flüstere ich zurück und überlege, ob ich den Ritter kurz weg sperren soll und mich stattdessen mit der Assistentin vergnügen soll, hehe.
Stattdessen vergnügen wir uns erstmal gemeinsam am Ritter, der sich den ein oder anderen ironischen Kommentar natürlich wie immer nicht verkneifen kann. Aber zur Strafe lasse ich ihn manchmal in mein Postfach schauen, wenn sich dort wieder DickPics und andere Geschmacklosigkeiten angehäuft haben.
Er soll leiden! 😉
Letztlich lasse ich es mir natürlich nicht nehmen, die Assistentin selbst gegen Ende ihres Praktikums ein bisschen unter Strom zu setzen, ihr zu zeigen, welche Klammern es gibt und wie man schöne Muster mit Nadeln setzt. Mal von allem ein bisschen was zeigen und Input liefern. Wer weiß, wozu es gut ist.
Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, dass ich meine Freude hatte und sie fast nicht mehr hergeben wollte.
Aber ungefragtes Anketten und Behalten widerspricht ein wenig dem Charakter der Einvernehmlichkeit, unter der ich Kink im Normalfall lebe. Also beherrschte ich mich und genoss stattdessen die Zeit, die meine Assistentin ganz freiwillig mit mir verbrachte 😀
Zum Glück kam am Abend meine Zofe vorbei, die dann die liegen gebliebene Arbeit erledigen konnte, nachdem sie mir erstmal ein entspanntes Fußbad machen und dabei noch etwas Mädchen-Gesprächen mit meiner Assistentin lauschen durfte.
Denn im Ernst… zwischen Rumspielen, Quatschen, Essen und Equipment ausprobieren blieb nicht wirklich Zeit, meiner Assistentin zu zeigen, wie man Latex wäscht, Desinfektionsmittel auffüllt etc.
Manchmal muss man sich einfach den schöneren Dingen des Prinzessinnen-Alltags widmen 😀
Hier könnt ihr mehr von den Eindrücken lesen, die meine Assistentin bei mir erlebte:
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